Die kleine Kreisstadt im Osten Sachsen nahe Dresden hat gerade einmal beschauliche 40.000 Einwohner mit einer Bevölkerungsdichte von circa 600 Einwohnern je Quadratkilometer. Und genau diese kleine Stadt Ostdeutschlands ist der Spitzenreiter, wenn es darum geht, Falschparker zu bestrafen. Einem Bericht der SZ-ONLINE zufolge ahndete das hiesige Ordnungsamt im Jahr 2016 stolze 15.300 falsch geparkte Fahrzeuge. Gemessen an der Einwohnerzahl von Bautzen sind das knapp 40%. Anders ausgedrückt: statistisch bekommt beinahe jeder zweite Einwohner in Bautzen einen Strafzettel fürs widerrechtliche Parken. Die Stadt hat damit ca. 250.000 Euro eingenommen. Gemessen an der Größe ist Bautzen damit absoluter Spitzenreiter in Deutschland.
Ein Blick in den nahegelegenen sächsischen Ort Radeberg unterstreicht die Zahlen in Bautzen: Im gleichen Jahr hat der Nachbarort gerade einmal ca. 35.000 Euro Bußgelder für die Ordnungswidrigkeit Falschparker kassiert. Auch wenn die Stadt kleiner ist, so macht das gerade einmal ca. 2.100 Strafzettel fürs Falschparker und damit rein statistisch gesehen nur ca. 11% Falschparker-Quote bemessen an der Einwohnerzahl Radebergs. Wer jetzt denkt, dass in Radeberg weniger falschgeparkt wird, der täuscht, denn in Bautzen wird einfach wesentlich häufiger und intensiver das ordnungswidrige Verhalten der Autofahrer kontrolliert.
Während in anderen Nachbarorten wie Kamenz gerade einmal zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts auf die Jagd nach Parksündern gehen und diese nebenbei sogar noch das Fundbüro betreuen müssen, sind in Bautzen ganze acht Mitarbeiter mit nichts anderem beschäftigt, außer Falschparker aufzuspüren und zur Kasse zu bitten. In Kamenz nahm man im gleichen Jahr gerade einmal 25.400 Euro ein, was einem Fehlbetrag von fast 6.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr ausmachte. Wie in vielen anderen Städten auch stehen hier besonders häufig Falschparker auf einem Behindertenparkplatz und kassieren damit ein Knöllchen in Höhe von 35 Euro.
Ein der häufigsten Gründe, warum Autofahrer ein Knöllchen fürs Falschparken bekommen, ist das Parken ohne Parkschein. Je nach Art der Parkfläche und der Länge der Parkdauer wird diese Ordnungswidrigkeit mit ca. 10 bis 20 Euro bestraft. Während es in Bautzen verhältnismäßig viele kostenpflichtige Parkplätze gibt, gehen die Nachbarstädte Hoyerswerda und Bischofswerda einen anderen Weg, denn hier sind weitestgehend alle Parkplätze kostenlos und werden demzufolge auch nicht mehr durch das Ordnungsamt kontrolliert. Während in Bautzen die Einnahmen durch Parkgebühren einen verhältnismäßig hohen Betrag von ca. 600.000 Euro ausmachen, sind sie in den Nachbarorten verhältnismäßig gering. Das Abschaffen der Parkscheinautomaten hat hier also auch rein wirtschaftlich gesehen keinen großen Nachteil für die Stadtkasse.
Verwarngelder für ordnungswidriges Parken sind nicht zweckgebunden, d.h. sie landen als direkten Einnahmen zur „freien Verfügung“ in den jeweiligen Stadtkassen. Vielerorts stehen die Städte und Kommunen in der Kritik, dass die Verfolgung von Falschparkern wirtschaftlich motiviert sei. Im Beispiel Bautzen ist diese Kritik in Hinblick auf die Einnahmen der Stadt durch die Verwarngelder nicht unberechtigt. Über 40% machen hier die Gebühren fürs Falschparken im Verhältnis zu den Einnahmen durch Parkscheinautomaten aus. Würde dieser Posten wegfallen, würde das kein unerhebliches Loch in die Stadtkasse reißen.
Auch wenn in Kamenz, Hoyerswerda, Radeberg und Bischofswerda kaum noch Falschparker durch das Ordnungsamt geahndet werden, gibt es sie doch noch: Die Parksünder. Speziell auf privaten Parkplätzen und Behindertenparkplätzen ist Falschparken auch in kleineren Städten ein häufiges Ärgernis. Und wenn die städtischen Ordnungskräfte mal wieder nicht aktiv werden (können), hat man mit den Parkaffe-Aufkleber gegen Falschparker zumindest ein effektives und kostengünstiges Mittel zur Selbsthilfe zur Hand.